24. Juni 2020
Mobility as a Service (MaaS) gilt als Schlüssel für eine erfolgreiche Verkehrswende. In der Diskussion um dieses Thema geraten aber oft die Begriffe durcheinander und werden unscharf genutzt. Vor allem „Mobility as a Service“, „Mobilitätsplattformen“ und „Mobilitätsapps“ werden häufig fälschlicherweise synonym verwendet. HanseCom erläutert die drei Bezeichnungen und grenzt sie voneinander ab.
Mobility as a Service: Mobility as a Service beschreibt das Konzept der Integration verschiedener Mobilitätsdienstleistungen. Fahrgästen soll eine Kombination verschiedener Mobilitätsdienste zur Verfügung stehen, die optimal auf ihre individuellen Anforderungen abgestimmt sind. In einem einzigen digitalen Mobilitätsangebot soll ihnen dazu ein integrierter Zugang zu Mobilitätsdienstleistungen wie beispielsweise öffentlicher Personennahverkehr, Car- oder Ridesharing sowie Taxi eröffnet werden. Das Ziel hinter dem Konzept der Mobility as a Service ist, die Attraktivität von Fahrten mit dem eigenen PKW zu senken und in der Folge dessen Einsatz zu reduzieren.
Mobilitätsplattform: Eine Mobilitätsplattform legt die technologische Grundlage für die Umsetzung dieses Konzepts, indem sie als zentrale Integrationstechnologie der Verkehrsunternehmen fungiert. Sie integriert Kundendaten, Tarife, Ticketing, Routing, Echtzeitinformationen und Abrechnung und verknüpft diese logisch miteinander. Hierfür greift sie auf unterschiedlichste beteiligte Systeme und Prozesse zurück und steuert diese. Zu diesen Systemen gehören z. B. Payment-Systeme, Kundenmanagementsysteme, Tarifserver, Systeme von Drittanbietern aus der Mobilitätsbranche usw. Über offene Schnittstellen lassen sich beliebige Mobilitätsangebote wie Car- und Ridesharing, E-Scooter oder aber auch Komplementärservices wie Freizeit-, Park- oder Stromtickets anbinden. Ihre Services stellt die Mobilitätsplattform über verschiedene Kunden-Frontends wie Apps, Automaten oder auch für den Busfahrerverkauf bereit.
Mobilitätsapp: Eine Mobilitätsapp ist eines von mehreren möglichen Frontends der Mobilitätsplattform; weitere wären etwa virtuelle Kundenzentren im Internet, Auto-Navigationssysteme oder Benutzeroberflächen von Mitarbeitern in Service-Centern. Für die Umsetzung des Mobility-as-a-Service-Gedankens sind die Mobilitätsapps aber die entscheidenden Frontends. Sie ermöglichen es den Nutzern, neben dem öffentlichen Nahverkehr sämtliche weitere Mobilitätsdienste in einer einzigen Anwendung ganzheitlich zu routen, zu buchen und zu bezahlen. Sie können damit ihre kompletten Reiseketten lückenlos abdecken, ohne sich dafür mit x verschiedenen Systemen auseinandersetzen zu müssen.
„Der Mobility-as-a Service-Gedanke bietet dem öffentlichen Nahverkehr eine einzigartige Chance: Wenn er sich für die Einbindung von Drittangeboten öffnet, kann er sich zum modernen Mobilitätsdienstleister wandeln und damit in Zukunft Mobilität in seiner Region orchestrieren, um dem Ziel, Nutzer vom Individualverkehr in den ÖPNV zu bringen, näher zu kommen“, sagt Martin Timman, Geschäftsführer von HanseCom. „Bei der Ausgestaltung der Verträge sollten Verkehrsunternehmen aber darauf achten, dass die Hoheit über die Kundendaten bei ihnen verbleibt, denn sie sind ihr wertvollstes Gut. Nur wenn der ÖPNV die Kontrolle über diese Daten behält, kann er langfristig den Zugang zu seinen Kunden wahren und sich im Mobilitätsmarkt durchsetzen.“