10. November 2021
Hamburg – Wie Verkehrsunternehmen eine selbstbestimmte, bedarfsgerechte und flexibel kombinierbare Mobilität sicherstellen können, zeigten hochkarätige Experten auf dem diesjährigen HanseCom Forum in Hamburg.
Am 4. und 5. November 2021 fand nach einem Jahr Zwangspause wieder das HanseCom Forum statt. Rund 100 Teilnehmer – die Anzahl war pandemiebedingt beschränkt – kamen zum Branchentreff des ÖPNV ins Herz von Hamburg. Namhafte Experten gaben Einblick in ihre Strategien und Projekte und diskutierten neue Mobilitätskonzepte, Trends und Technologien. Dabei gingen sie der zentralen Frage nach, wie Verkehrsunternehmen eine selbstbestimmte, bedarfsgerechte und flexibel kombinierbare Mobilität sicherstellen können. Folgende Lösungen, Ansätze und Denkanstöße wurden von ihnen präsentiert:
1. Digitalisierung muss konkrete Mehrwerte schaffen. Die Digitalisierung des ÖPNV ist dringend geboten, darf aber kein Selbstzweck sein. Sie sollte Produkt- und Prozessinnovationen dienen, die konkrete Mehrwerte schaffen. Dazu zählt etwa, die Attraktivität eines Standorts zu erhöhen und die Lebensqualität der Bürger zu verbessern.
2. Interne Systembrüche interessieren die Kunden nicht. Viele Verkehrsunternehmen und Stadtwerke weisen aufgrund ihrer historischen Entwicklung oder von Mehrspartigkeit heterogene Systemlandschaften auf. Damit einhergehende prozessuale Probleme dürfen die Kunden aber nicht behelligen. Die Systeme müssen integriert werden, um den Kunden bruchlose Services zu ermöglichen.
3. Das klassische Abo ist ein Auslaufmodell. Verkehrsunternehmen sollten weg vom herkömmlichen Abo und hin zu Flatrate-Angeboten, die den Lebensrealitäten ihrer Fahrgäste besser gerecht werden: beispielsweise der Tatsache, dass sie inzwischen häufiger im Home-Office arbeiten und seltener ins Büro pendeln, in den Sommermonaten statt Bus oder Straßenbahn manchmal lieber mit dem Fahrrad fahren möchten oder statt eines Firmenwagens von ihrem Arbeitgeber ein Mobilitätsbudget bevorzugen.
4. Plattformen bestimmen auch im Verkehrswesen die Welt. Die Menschen erleben heute Plattformen als das zentrale Geschäftsmodell der digitalen Ökonomie. Das prägt auch ihre Erwartungshaltung an das Verkehrswesen. An Mobilitätsplattformen, die das ÖPNV-Angebot mit Mobilitätsformen wie Car- und Ridesharing oder E-Scooter integrieren, führt deshalb kein Weg mehr vorbei.
5. Mobilitätsplattformen sind Sache des ÖPNV. Hinter solchen Mobilitätsplattformen steht die Idee der Mobility as a Service. Diese Idee gilt als Schlüssel für das Erreichen gesellschaftlicher Ziele wie der Verkehrs- und Klimawende. Deshalb gehören die Mobilitätsplattformen in die Hände des ÖPNV und nicht von rein profitorientierten Privatunternehmen.
Die Referenten des HanseCom Forum kamen unter anderem von den Bahnen Monheim, den Dresdner Verkehrsbetrieben, der Bremer Straßenbahn, den Stadtwerken Heilbronn, der Hamburger Hochbahn, den Stadtwerken Krefeld und dem Verkehrsunternehmen Wartburgmobil. Unter Leitung von Ulrich Sieg, ehemaliger Vorstand der Hamburger Hochbahn und HanseCom-Beirat, diskutierte außerdem eine hochkarätige Runde in einer Podiumsdiskussion aktuelle Chancen und Herausforderungen des ÖPNV.
„Die Covid-19-Pandemie bescherte und beschert dem ÖPNV zweifellos eine äußerst schwierige Zeit“, sagt Martin Timmann, Geschäftsführer von HanseCom. „Das HanseCom Forum hat aber eindrucksvoll bewiesen, dass sich die Branche davon nicht unterkriegen lässt. Ganz im Gegenteil: Sie arbeitet mit viel Mut und Schwung an Lösungen, um auch die zusätzlichen Herausforderungen der Krise zu meistern.“