03. September 2025

Ran ans Jobticket!

Das Deutschlandticket Jobticket hat das Potenzial, den motorisierten Individualverkehr spürbar einzudämmen. Trotzdem wird es bisher nur zögerlich genutzt. Warum eigentlich? Schließlich bringt es allen Seiten Vorteile, und die technische Umsetzung ist dank digitaler Lösungen kein Hexenwerk.

Von Sebastian Neil Hölken*

Luftverschmutzung, verstopfte Straßen, Staus ohne Ende: Der tägliche Berufsverkehr mit dem Auto verursacht einen Großteil der verkehrsbedingten Probleme. Deshalb steht er völlig zu Recht besonders im Fokus der Mobilitätswende. Mit dem Deutschlandticket Jobticket gibt es bereits ein ideales Instrument, um die berufsbedingte Blechlawine einzudämmen. Sein Potenzial wird aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft – und das, obwohl es allen Beteiligten Vorteile bringt.

Mitarbeitenden macht das Jobticket ein attraktives Mobilitätsangebot. Es ist kostengünstig und kann vom Arbeitgeber bezuschusst werden. Schlägt dieser Zuschuss mit mindestens 25 Prozent zu Buche, reduziert sich der Preis durch einen zusätzlichen staatlichen Rabatt noch einmal. Das soll die Tankstelle mal nachmachen. Ganz abgesehen davon, dass die Mitarbeitenden mit dem Jobticket in ihrer Freizeit nach Lust und Laune Fahrten im gesamten deutschen Nah- und Regionalverkehr unternehmen können.

Unternehmen bietet das Jobticket einen starken Hebel für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden. Es stellt einen attraktiven Benefit dar und ermöglicht es Unternehmen zudem, sich als fortschrittlicher und umweltbewusster Arbeitgeber zu präsentieren. Damit punkten sie bei den begehrten Nachwuchskräften, für die der Klimaschutz einen hohen Stellenwert besitzt, und verschaffen sich einen Vorteil im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Ganz nebenbei können sie auch noch Kosten sparen, da weniger Parkflächen erforderlich sind.

Verkehrsbetrieben schließlich eröffnet sich mit dem Jobticket die Möglichkeit, ganz neue Kundengruppen zu erschließen. Sie können viele Menschen in kleinen, mittelständischen und großen Unternehmen für sich gewinnen, die den ÖPNV bislang noch gar nicht nutzen. Dadurch generieren sie zusätzliche Umsätze und entlasten gleichzeitig die öffentlichen Kassen, weil sich die Verlustausgleiche von Ländern und Kommunen reduzieren. Warum also wird das Jobticket bislang nur zögerlich genutzt? Natürlich ist der ÖPNV mancherorts noch ausbaufähig. Insbesondere im ländlichen Raum gibt es oft noch Spielraum für Optimierungen – hier können On-Demand-Shuttles oder Rufbusse ein bedarfsgerechtes und für Verkehrsunternehmen kostengünstigeres Alternativangebot bieten. Neben dem Ausbau des eigenen Mobilitätsangebots sollten Verkehrsunternehmen allerdings auch den eigenen Vertrieb von Jobtickets forcieren, aktiv auf die Unternehmen in ihrer Region zugehen und aufzeigen, wie einfach sich das Ticket mit digitalen Lösungen umsetzen lässt. Es gibt vorbereitete Systeme, die schnell eingeführt werden können und alle Prozesse von der Bestellung über den Kauf bis zur Abrechnung weitgehend automatisieren.

Eine digitale Lösung für das Jobticket legt außerdem die ideale Basis für den zukünftigen Aufbau eines betrieblichen Mobilitätsmanagements. Arbeitgeber können gemeinsam mit Verkehrsunternehmen ihrer Region Bus und Bahn mit firmeneigenen Elektroauto-Pools, Firmenfahrrädern, E-Scootern, Leihfahrrädern, Carsharing und ergänzenden Services wie Parktickets oder Stromtanken kombinieren und den Mitarbeitenden in einem einzigen digitalen System integriert zur Verfügung stellen.

Das Jobticket ist hochattraktiv und die technischen Lösungen für eine einfache Umsetzung sind da – jetzt liegt es an den Verkehrsbetrieben und Arbeitgebern, es gemeinsam erfolgreich umzusetzen.


HanseCom Forum diskutiert Mobilitätswende in herausfordernden Zeiten
*Sebastian Neil Hölken ist Geschäftsführer von HanseCom, einem führenden Anbieter von Softwarelösungen für den ÖPNV